Schutzkonzept LAG Zirkuspädagogik NRW

Schutzkonzept LAG Zirkuspädagogik NRW

2. Überarbeitung, November 2023

Grundhaltung

Die Haltung der Achtsamkeit ist für die LAG Zirkuspädagogik NRW eine Voraussetzung für zirkuspädagogische Arbeit im Sinne des Kinderschutzes. Diese Grundhaltung erarbeiten, leben und fördern wir auf unterschiedliche Art in den folgenden Bereichen:

Die LAG Zirkuspädagogik NRW als Dachverband:

• Setzt sich aktiv für den Kinderschutz ein und gibt Handlungssicherheit:

Die LAG stellt Trainer*innen und Betreuungspersonen einen Handlungsleitfaden zur Verfügung. Hier finden sich konkrete Handlungsvorgaben für spezifische Situationen wie:
• Vermutung von Kindeswohlgefährdung
• ein*e Teilnehmer*in erzählt von (sexualisierter) Gewalt
• Grenzverletzungen unter Teilnehmenden
Alle Trainer*innen und Mitarbeiter*innen werden zu Beginn ihrer Tätigkeit auf die Grundhaltung der LAG in Sachen Kinderschutz hingewiesen und unterschreiben den Verhaltenskodex der LAG. Darüber hinaus bietet die LAG jährlich Workshops zum Thema Kinderschutz und Prävention an.
Die LAG fordert von jeder Person, die bei einer LAG-Veranstaltung als Trainer*in oder Betreuungsperson tätig wird, ein aktuelles erweitertes Führungszeugnis an. Der/die 1. Vorsitzende der LAG Zirkuspädagogik NRW sieht grundsätzlich die Führungszeugnisse ein. Im Verhinderungsfall delegiert er die Aufgabe an die jeweilige Projektleitung der LAG. Das erweiterte Führungszeugnis ist regelmäßig alle zwei Jahre erneut in aktueller Form vorzulegen. Die LAG fordert dieses von den Trainer*innen und Betreuungspersonen mit ausreichendem Vorlauf an. Liegt kein aktuelles erweitertes Führungszeugnis vor, wird die betreffende Person nicht als alleinige*r Trainer*in oder Betreuungsperson eingesetzt. Die Person ohne erweitertes Führungszeugnis muss von mindestens einer Person mit erweitertem Führungszeugnis begleitet werden.

• Tauscht sich aus und reflektiert:

Vorstand und Mitarbeiter*innen der LAG stehen in regelmäßigem Austausch und hinterfragen die gemeinsame Teamarbeit sowie anstehende Aufgaben im Hinblick auf das Schutzkonzept. Mit den Trainer*innen und Betreuungspersonen findet ein unmittelbarer persönlicher Austausch im Anschluss an die jeweilige LAG-Veranstaltung statt. Ist dies einmal nicht möglich, steht die LAG für Feedback per Mail oder Telefon zur Verfügung.
Die LAG holt regelmäßig Feedback von ihren Einzelmitgliedern und Mitgliedsinstitutionen ein und nutzt dieses ebenfalls zur Reflexion bzw. Weiterentwicklung ihrer Arbeit. Sie steht außerdem in Kontakt mit Beratungsstellen und kompetenten Ansprechpartner*innen zum Thema Kindeswohl und Prävention (sexualisierter) Gewalt.
Die LAG ist jederzeit offen für Fragen und bemüht sich um wertfreie, konstruktive Antworten.

Trainer*innen und Mitarbeiter*innen (T&M) der LAG:

• sind offen und sensibel:

T&M begegnen allen Kindern und Jugendlichen im Projekt grundsätzlich offen. Menschen mit Handicap, Menschen aus anderen Kulturkreisen und Menschen verschiedenster sexueller Orientierung oder Gender-Identitäten sind in der Zirkuspädagogik gleichermaßen willkommen.
T&M sind selektiv authentisch, d.h. sie bestimmen welchen Teil ihrer Selbst sie in welcher Form den Teilnehmenden offenlegen. Dabei reflektieren sie, welche Auswirkungen ihre „Erzählungen“ auf die Gruppe/die einzelne Person haben können.
T&M nehmen die Kinder und Jugendlichen mit ihren Gefühlen wahr und gehen sensibel und wertfrei mit Gefühlen und Verhaltensweisen um. Ebenso halten sie die Teilnehmenden zu einem offenen und sensiblen Umgang untereinander an.

T&M setzen sich auseinander mit:

• Sprache und Wortwahl

T&M nutzen eine wertschätzende Sprache untereinander und den Teilnehmenden gegenüber. Sie bemühen sich sowohl um gewaltfreie Kommunikation als auch um eine genderneutrale Sprache.

• Nähe und Distanz

T&M gehen empathisch mit Nähe und Distanz um und akzeptieren, wenn Teilnehmende verbal oder nonverbal eine Grenze signalisieren. Auch T&M dürfen Grenzen setzen und entscheiden, wieviel Nähe in der jeweiligen Situation angemessen ist. Wenn T&M das Gefühl haben, etwas stimmt nicht, ignorieren sie dieses Gefühl nicht, sondern schauen gerade dorthin.

• Körperkontakt

Körperkontakt gehört zwar zum Arbeitsalltag in der Zirkuspädagogik, jedoch ist dabei eine besondere Sensibilität für fremde sowie eigene Grenzen wichtig. Etwaige Grenzverletzungen thematisieren T&M zunächst mit der betreffenden Person und evtl. später auch im Team.

• Intimsphäre

Intimität nimmt jeder Mensch unterschiedlich wahr. Alle Teilnehmenden wie auch alle Trainer*innen haben das Recht auf Intimität. Bei augenscheinlichen Verletzungen der Intimsphäre schreiten T&M ein.

• Medien und soziale Netzwerke

T&M sind sich dessen bewusst, dass Social Media zur Lebenswelt der Jugendlichen gehört. Bei grenzverletzendem Verhalten thematisieren sie dieses und schreiten ein.

Tagesaktionen und Wochenendveranstaltungen:

T&M sind bei LAG-Veranstaltungen in der Regel nicht die Beziehungspersonen der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Anliegen sollten daher über die jeweiligen Betreuer*innen an sie herangetragen werden.
Bei einigen LAG-Veranstaltungen werden bewusst Gemeinschafts-Schlafräume zur Verfügung gestellt. Das ist auch so gewollt. Zeigt sich, dass ein Kind oder ein*e Jugendliche*r Probleme mit der gemischten Unterbringung hat, stehen T&M als Ansprechpartner*innen zur Verfügung und finden gemeinsam mit der betreffenden Person eine Lösung. Auf der Anmeldung zu unseren Veranstaltungen ist Platz für „Besonderheiten“.

Geschenke von/an einzelne Teilnehmende:

Geschenke werden grundsätzlich nur der ganzen Gruppe gemacht. Vor allem wird nicht eine einzelne Person/eine kleinere Gruppe in Form eines Geschenks bevorzugt. T&M sind sich dessen bewusst, dass Geschenke an einzelne Teilnehmende zu einer möglichen Täter*innen-Strategie gehören können. Daher werden keine Geschenke an einzelne Teilnehmende gemacht.
Auch Geschenke von einzelnen Teilnehmenden an T&M werden sensibel behandelt. Kleinere, einmalige Geschenke oder auch Geschenke der ganzen Gruppe dürfen durchaus angenommen werden. Bei einer Häufung von Geschenken suchen T&M den kollegialen Austausch im Team.

Disziplinierungsmaßnahmen:

Disziplinierungsmaßnahmen im Sinne einer Bestrafung sind nicht Teil zirkuspädagogischer Arbeit. T&M streben an, bedarfsgerechte Verhaltensgrundsätze bzw. einen Verhaltenskodex in Partizipation mit den Kindern und Jugendlichen zu entwickeln.

Dieses Schutzkonzept soll zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Kinderschutz anregen. Im Idealfall führt dies zu mehr Handlungssicherheit in der Praxis und damit zu einem sichereren Rahmen für die Kinder und Jugendlichen in unseren zirkuspädagogischen Projekten.

Die Überarbeitung des Schutzkonzepts 2023 beinhaltet folgende Änderung:

Ergänzung des Schutzkonzepts um Handlungsleitfäden.
Wir verweisen auf die Handlungsleitfäden der Broschüre „Schutz vor sexualisierter Gewalt“ der BKJ. Sie sind gut durchdacht, hilfreich und hier zu finden:

ebenso die Vorlage für ein Vermutungstagebuch auf S. 48 der gleichen Broschüre.
Dieser Beschluss wird von allen Anwesenden der Mitgliederversammlung der
LAG Zirkuspädagogik NRW am 23.10.2023 in Dortmund verabschiedet.

Verhaltenskodex

Stand: Oktober 2021

für alle Mitarbeiter*innen und Mitglieder der LAG Zirkuspädagogik NRW; Tarifbeschäftigte, Ehrenamtliche, freie Mitarbeiter*innen und Betreuungspersonen.

Die Haltung der Achtsamkeit ist für die LAG Zirkuspädagogik NRW eine Voraussetzung für zirkuspädagogische Arbeit im Sinne des Kinderschutzes. Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen lege ich besonderes Augenmerk auf folgende Punkte:

  • Ich begegne mit Respekt Menschen mit Handicap, den Werten anderer Kulturkreise und Menschen verschiedenster sexueller Orientierung oder Gender-Identitäten.
  • Ich nehmen während meiner Arbeit die Kinder und Jugendlichen mit ihren Gefühlen wahr und gehe sensibel und wertfrei mit Gefühlen und Verhaltenweisen um.
  • Ebenso halte ich die Teilnehmenden zu einem offenen und sensiblen Umgang untereinander an.
  • Ich nutze eine wertschätzende Sprache meinen Kolleg*innen und unseren Teilnehmenden gegenüber. Ich bemühe mich um verbale und nonverbale gewaltfreie Kommunikation und um eine genderneutrale Sprache.
  • Berührungen gehören in der Zirkuspädagogik zum Arbeitsalltag (Hilfestellung, Partnerakrobatik, etc.). Im Falle von notwendig erscheinenden Berührungen hole ich vorab das Einverständnis der Teilnehmenden ein und reagiere auf kleinste Anzeichen von Widerstand.
  • Ich gehe empathisch mit Nähe und Distanz um und akzeptiere, wenn Teilnehmende verbal oder nonverbal eine Grenze signalisieren. Auch ich zeige deutlich meine Grenzen auf und entscheide, wieviel Nähe in der jeweiligen Situation angemessen ist.
  • Bei augenscheinlichen Verletzungen der Intimsphäre schreite ich als Trainer*in ein.
  • Ich bin mir dessen bewusst, dass Social Media zur Lebenswelt der Jugendlichen gehört. Bei grenzverletzendem Verhalten thematisiere ich dieses und schreite ein.
  • Wenn ich das Gefühl haben, etwas stimmt nicht, ignoriere ich dieses Gefühl nicht, sondern schaue gerade dorthin.
  • Im Falle einer Vermutung von Kindeswohlgefährdung oder einer beobachteten Grenzverletzung benachrichtige ich die Leitung des jeweiligen zirkuspädagogischen Projektes.
  • Ich weiß, dass ich Anliegen im persönlichen Gespräch oder als Mail an die LAG Zirkuspädagogik NRW herantragen kann.

In Ergänzung des von mir vorgelegten erweiterten Führungszeugnisses versichere ich, dass ich nicht wegen einer Straftat im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt rechtskräftig verurteilt worden bin und auch insoweit kein Ermittlungsverfahren gegen mich eingeleitet worden ist.

Für den Fall, dass diesbezüglich ein Ermittlungsverfahren gegen mich eingeleitet wird, verpflichte ich mich, dies meinem Dienstvorgesetzten bzw. der Person, die mich zu meiner Tätigkeit beauftragt hat, umgehend mitzuteilen.